Nach seiner umfangreichen Ausstellung im Sommer 2015 im 21er Haus in Wien, führt Hans Weigand nun in der Einzelausstellung in der Gabriele Senn Galerie sein utopisch-klassisches und kontrastreiches Bildvokabular weiter aus. Gezeigt werden ausschließlich aktuelle Arbeiten. Zu den wiederkehrenden Wellen stoßen wiederbelebte Ur-Techniken und Motive in Form von Holzschnitt und Malerei und helfen dabei seine metaphorische Reflexionen der Gegenwart zu umschreiben. Dabei zitiert Weigand Kupferstiche des 16. Jahrhunderts oder japanische Ikonen oder auch den 60’s Pop der Westküste Amerikas. In Weigands Bildern lauert also die Ambivalenz zwischen schön und gefährlich, eine gefährliche Tiefe, dargestellt durch ihre eigene Oberfläche. Roberto Ohrt schrieb 2013: “Kein Detail der Oberfläche kann sich in den Bildern und Objekten des Künstlers seiner Identität oder Funktion sicher sein.” Fallende Engel werden neu interpretiert. Statt aus dem Himmel fallen sie von ihren Surfbrettern. Ein ermahnender Blick eines Gorillas vor einem ausrangierten U-boot erinnert uns daran, dass der Krieg doch eigentlich schon lange vorbei sein sollte. Weigand verbildlicht damit im übertragenen Sinn, wie schnell diese ausgeblendeten Geschehnisse näherrücken, Geschehnisse, die natürlich trotz allem immer vorhanden waren und sind. Sie kommen näher und schwappen über. Hierbei bezieht sich Weigand nicht nur auf Goyas Bildsprache, dem er in der Ausstellung eine sogenannte Geisterwelle widmet. In einem Interview von 2015 beschreibt Weigand: “Ich denke dabei auch an Hieronymus Bosch, der um 1500 den Stil der Buchmalerei des 12. und 13. Jahrhunderts gewählt hat, vermutlich um den Horror des Mittelalters noch einmal aufzurufen.”

–  Robert Pawliczek

After his extensive exhibition at 21er Haus Vienna in the summer of 2015, Hans Weigand now continues to explore his utopic-classical pictorial vocabulary, full of contrasts, in a solo exhibition at Gabriele Senn Galerie. Only current works are on display. Revived original techniques and motives in the form of woodcarving and paintings are added to the recurring waves, thus helping to describe his metaphoric reflections of the present. Weigand simultaneously alludes to copper engravings of the 16th century or Japanese icons or, also, the 1960s’ American West Coast Pop. The ambiguity between beautiful and dangerous is, thus, lurking in Weigand’s pictures, a dangerous depth depicted in its own surface. In 2013, Roberto Ohrt wrote: “No surface detail can feel safe in their identity or function in the artist’s pictures and objects.” Falling angels are re-interpreted. Instead of falling from heaven, they fall off a surfing board. A gorilla’s warning gaze from a discarded submarine reminds us that war should have ended long ago. Figuratively, Weigand illustrates the swift approach of faded events, which, of course, have always existed and will always exist. They are coming nearer, spilling over. Weigand does not only refer to Goya’s pictorial language, to whom he dedicates a so-called ghost wave in the exhibition. In a 2015 interview, Weigand explains: “I also think of Hieronymus Bosch, who, around 1500, chose a style reminiscent of 12th and 13th century illumination, most likely in order to re-evoke the horrors of the Middle Ages.”

Robert Pawliczek

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