Das Dekonstruieren des rhetorischen Pathos von Denkmalkultur und Legenden der Moderne kann man als Hauptstrang der künstlerischen Arbeiten von Marko Lulic (geb. 1972) sehen. Ab 1999 setzte er diese Themen in den Medien Fotografie, Malerei und Video um, die 2001 durch das skulpturale Objekt und die monumentale Rauminstallation ergänzt wurden. Sein Interesse an den kulturpolitischen Bedeutungsträgern Architektur, Design und bildende Kunst gilt vor allem dem Verhältnis von Form und Ideologie.

Der Begriff des Denkmals wird einer präzisen Analyse unterzogen, Lulic fokussiert auf dessen ästhetische Wirkung, ohne den ursprünglichen gesellschaftlichen Kontext zu negieren. In seinen skulpturalen Übersetzungen schält er die reine Form heraus und platziert sie im Ausstellungsraum. Das ursprünglich monumentale Mahnmal wird durch diese Verschiebung neuen Parametern der Überprüfung ausgesetzt. Durch die methodische Transformation im neuen Raum ergeben sich auch Bezüge zu dessen architektonischen Vorgaben, wie in der Ausstellung bei Gabriele Senn 2001, wo ein Partisanendenkmal dem Besucher scheinbar den Weg versperrte. Basierend auf der Ausstattung des legendären Hotels “Haludovo“ auf der Insel Krk realisierte Lulic für den Grazer Kunstverein (2002) eine organisch geschwungene Poolform in einem mit Erker und Fensternischen versehenen Ausstellungsraum und hängte eine modernistische Pergola in die Ausstellung “Ein amerikanisches Geschenk” des Salzburger Kunstvereins (2003).

“Die neue Linie (Ich war die Putzfrau am Bauhaus)” nennt sich die Galerieausstellung, für die Lulic auch ein Plakat entwarf, dessen Layout an die Covergestaltung der Zeitschrift “Die neue Linie” aus den 30er Jahren erinnert. Das Video “Zentralkomitee“ untersucht gegenwärtige Verhältnisse von Gesellschaft und Architektur, die mit ähnlichen Problemstellungen der Moderne in Beziehung gesetzt werden. Das “Entertainmentcenter Mies” ist eine raumgreifende Skulptur, deren Titel nochmals auf das Spiel mit Ironie wie auf das Verschränken grundlegend unterschiedlicher Geschichtsabschnitte verweist. Hierbei handelt es sich um einen abstrahierten Nachbau des Denkmals für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht – den kommunistischen Revolutionsopfern Deutschlands – von Ludwig Mies van der Rohe, das 1926 auf dem Friedhof Berlin-Friedrichsfelde erbaut und 1935 von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Das Remake von Marko Lulic steht ohne sein politisches Zeichen, dem roten Stern, in der neutralen Umgebung des White Cube für die reine Form. Durch Material- und Größenverschiebung wurde es seiner ursprünglichen Monumentalität beraubt, von seiner Funktion losgelöst und hat Modellcharakter erhalten. Das Denkmal wird, vom Außenraum in den Innenraum transferiert und somit endgültig seiner Glorie beraubt, zur schlichten skulpturalen Arbeit, einem in sich verschachtelten, aufgetürmten Körper. Seine architektonische Qualität ist betont, das Spannungsfeld Ideologie und Form wird durch die künstlerische Arbeitsweise sichtbar.

The deconstruction of the rhetorical pathos of monuments and legends of Modernism could be seen as the main theme in Marko Lulic´s (born 1972) work. Since 1999 these issues evolved in the medias photography, painting and video, complemented by sculpture and installation in 2001. His main interest lies in the cultural meaning of architecture, design and visual arts, especially in the relations between form and ideology.

Lulic precisely analyzes the term monument and focuses on the esthetic effect without neglecting its original social context. In his sculptural translations he unveals the pure form and places it into the exhibition space. The former monumental memorial is methodically being reviewed in terms of transition. Through this transformation within a new space the artist also makes references to the different architectural frame, as for example at his exhibition at Gabriele Senn gallery (2001), where a partisan monument seemed to block the way of the visitors completely. Based on the furnishing of the legendary hotel „Haludovo“, which is located on the Adriatic island Krk, Lulic realized an organically shaped pool for the Grazer Kunstverein (2002) in an exhibition area which was dominated by oriels and window-niches. Into the space of the Salzburger Kunstverein (2003) he hung a modernistic pergola.

„Die neue Linie (Ich war die Putzfrau am Bauhaus)“ / “The New Line (I was the cleaning lady at the Bauhaus)” is the title for Lulic’s most recent exhibition. Lulic designed a poster very similar to the layout of the magazine „Die neue Linie“ from the Thirties. Besides investigating contemporary relations between architecture and society the video „Zentralkomitee“, / “Central Committee”, 2003 also brings these issues into relation with similar problems of Modernity. The „Entertainmentcenter Mies“, 2003 is a space-filling sculpture with a title playing with irony and pointing at completely different chapters of history. It is an abstract remake of the memorial for Rosa Luxemburg and Karl Liebknecht – the communist victims of revolutionary Germany – by Ludwig Mies van der Rohe. It was built in 1926 at the cemetery Berlin-Friedrichsfelde and got destroyed by the Nazis in 1935. The remake by Marko Lulic is placed without its political sign, the Red Star, into the neutral surrounding of the White Cube and stands out as a pure form. Through shifts in material and size its original monumentality changed. By losing its function the monument gained the character of a model. The memorial gets transferred from the exterior to the interior space and loses its glory. It becomes a simple sculptural work, an interlinked and piled body. Its architectural quality is emphasized, the stress field of ideology and form becomes visualized by this artistic process.

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