Versucht man Hans Weigands bisherige Arbeit zu überblicken, stellt sich unwillkürlich das Gefühl eines sehr weiten Aktionsfeldes ein. Von der digital generierten Malerei über die Fotografie und Grafik bis zur Skulptur, von der Rauminstallation über Video, Film bis zum Gitarrenrock ist sein künstlerisches Universum grundsätzlich interdisziplinär und multimedial bestimmt. Dieser umfassende Ansatz mag irritierend wirken, denn oft genug werden Vielschichtigkeit und Diversifiziertheit nicht als Komplexität und Reichtum, sondern als Unkonzentriertheit und Verspieltheit interpretiert. Diese Leichtfertigkeit in der Kritik ist darauf zurückzuführen, dass die hochgezüchteten Marktbedingungen des Kunstsystems das stringente, in seinen Strukturen schnell zu fassende Konzept, also den Vorteil der schnellen Orientierungsmöglichkeit, bevorzugen. Modelle, die sich in strategischer Gangart linear entwickeln und auf ein unverkennbares Signet hin konzentriert sind, bedienen den Austauschapparat reibungsloser. […]
Um Zugang zu dieser expansiven und dynamischen Bilderwelt zu finden und die Bildobjekte in ihrer Dynamik und Struktur verstehen zu können, ist es notwendig, die zugrunde liegenden, nicht auf den ersten Blick sichtbaren Konstruktionsmuster erkennbar zu machen. Aus der analytischen Sicht auf die Entwicklung der Kunst Weigands seit den 1970er Jahren kann jenes geeignete Blickwerkzeug extrahiert werden, mit dem man in die angewandte Bildsprache eintauchen kann. Dieser Ansatz ist auch deshalb notwenig, weil man bei Gesamtsicht der Arbeiten der letzen 25 Jahre mit einer gewissen Ambivalenz konfrontiert wird. So sehr sich eine Systematik des bisherigen Werks nachvollziehen lässt, so ist dennoch auch darauf hinzuweisen, dass der in den letzen Jahren entfaltete Bilderreichtum einen Paradigmenwechsel signalisiert. Man wird das Gefühl nicht los, dass bei diesen Bildern vieles von dem zutrifft, was in den Experimenten der 1970er, 1980er und 1990er Jahre erprobt wurde.
– Hubert Klocker