Guten Aaabend!
Der Mainzelmännchen-Effekt bei
Hannah Höch und Victor Vasarely
„Nach einem Aufenthalt in Hank Schmidt in der Beeks Bilderwelt ist eine Betrachtung von Picasso, van Gogh oder Dalí nicht mehr möglich oder zumindest kaum zu ertragen. Kaum zu ertragen ohne Goofy, den Bastelschlumpf, die Peanuts oder die Panzerknacker. Ohne sie sind die großen Meister einsam, tot und verloren. Ich will sie nie mehr sehen, nie mehr ohne Hank.“
So schreibt der Münchner Musiker und Autor Pico Be auf dem Buchrücken meiner Collagenanthologie Der Fünfte Kanister (starfruit publications, 2019), und wer möchte einen guten Freund und treuen Weggefährten wie Pico Be schon hängen lassen?
Ich jedenfalls nicht, und so sollen auch 10 Jahre nach meiner ersten Ausstellung in der Gabriele Senn Galerie die Räder in meiner Kreuzberger Collagenwerkstatt nicht rosten.
Weiterhin bin ich denjenigen Stellen auf der Spur, an denen die Welt der Modernen Kunstgeschichte – wie ich sie in den Regalen meiner eigenen Bibliothek vorfinde – und die Welten aus den schräg gegenüberliegenden Regalbrettern – dort wo die Schlümpfecomics, die Dick- und-Doof-Bücher und die Ausmalhefte vom Kleinen Maulwurf stehen – die Möglichkeit bieten ineinander einzurasten, mal passgenau, mal das Gegenteil davon.
2013 waren es vor allem die Geschichten von Snoopy, Charlie und Sally Braun, Linus und Lucy, die ich für meine Ausstellung „Die Mannschaft braucht dich, Yves Klein“ sezierte.
Jetzt endlich erreicht meine Forschungsreihe die Mainzelmännchen – die hauptamtlichen Werbetrenner des Zweiten Deutschen Fernsehns.
Die Fallhöhe, bzw. – aus der anderen Richtung her gesehen – die Kletterhöhe hinauf auf die Sockel der Modernen Kunstgeschichte ist natürlich aus der Perspektive der Mainzelmännchen wesentlich höher, als aus der der – nicht zuletzt durch die Fürsprache Umberto Ecos – in sogenannten hochkulturellen Kreisen längst etablierten Peanutsknirspe oder der ebenfalls längst feuilletontauglichen Asterix und Obelixe – und das Kletterabenteuer natürlich dementsprechend größer!
Auf einem ganz anderen Forschungsgebiet als dem meinem, nämlich in der Werbewirksamskeitsforschung, wird übrigens unter dem Begriff des „Mainzelmännchen- Effektes“ diskutiert und untersucht ob Werbetrenner wie der Onkel Otto im Hessischen Rundfunk oder eben die Mainzelmännchen im ZDF der Aufmerksamkeit der Werbeclips die sie trennen schaden können, wenn sie ein gewisses Maß an Eigenattraktivität überschreiten.
Inwieweit meine „Guten Aaabend!“-Werke als Beitrag zur Untersuchung des Mainzelmännchen-Effektes von Nutzen oder Schaden ist, weiß ich nicht – allerdings trennen die Mainzelmännchen bei mir ja auch nicht – im Gegenteil!
Und in jedem Fall freue ich mich, dass sie in der Wiener Schleifmühlgasse erstmals in einer großen Werkgruppe Einzug in meine Collagen erhalten.
– Hank Schmidt in der Beek, 2023