Die Ausstellung des in Wien lebenden Künstlers Hans Weigand umfasst mehrere großformatige Prints, die in geografisch und kulturell verschiedenen Zusammenhängen entstanden sind: die zwei Arbeiten im Eingangsraum dokumentieren Wohnhäuser im us-amerikanischen Bundesstaat New Mexico, die Prints im zweiten Raum halten Situationen in Tijuana fest.

Hans Weigand machte seine präzisen Beobachtungen zum einen 1998 bei einem Besuch des befreundeten West Coast Künstlers John McCracken, der seit zehn Jahren in New Mexico lebt, und zum anderen während einer Recherche-Reise nach Tijuana in diesem Frühjahr.

Zu den in Tijuana entstandenen Fotografien gehört ein von der Straße zurückgesetzt liegendes modernistisches Gebäude, das “Centro de Rehabilitacion”, das exemplarisch für vereinzelt vorhandene modernistische Architektur steht. Die als Zebra inszenierten Esel und die in Leichtbeton gehauene Gottheit führe vor, wie die konventionellen Sichtweisen der Touristen bedient werden. Als drittes Puzzlestück  zur Darstellung amerikanischer Einflüsse tritt die kontinuierlich best bewachteste Grenze der Welt stellvertretend im prominenten “Grenzübergang Tijuana” auf.

In den beiden Aufnahmen von New Mexico stellt Weigand die differierenden Wohnformen der Indios und der in den siebziger Jahren zugezogenen kalifornischen Aussteiger gegenüber. Dahinter steht die aktuelle Forderung der Zugezogenen an  die Indios, sich wieder ihrer traditionellen Bauweise zu verpflichten, den Adobe Lehmhäusern. Die Absurdität des Konflikts liegt unter anderem darin, daß viele der Neubauten der ehemals auch aus der Alternativkultur kommenden Alt-68er nur mit einer Lehmoberfläche beschichtet sind und so den Anschein des Traditionellen geben. Hinzu kommt, daß die Flachdachkonstruktionen der Adobe anfänglich als Wasserauffangbecken gedacht waren, die dann von funktionaleren Wassertanks abgelöst wurden.

In beiden Ausstellungsteilen treten die US Amerikaner dogmatisch auf: sei es die vehemente  Vereinnahmung der Lehmbauweise und deren Manifestierung in New Mexico oder umgekehrt die reproduzierten Billig-Adaptionen mexikanischer Kultur in der Arbeit “Mexikanische Esel”.

Weigand beläßt die Situationen unkommentiert: die präsentierten Orte regen vielmehr zu möglichen Fragen nach deren gesellschaftspolitischer Wirklichkeit an. In New Mexico  gelang es Anwälten bereits, den Adobe-Stil zur Bauvorschrift zu erheben.

Zudem lassen sich in den Arbeiten zwei aktuelle Themen Weigands wiederfinden, nämlich das Interesse an den Utopien des Modernismus, so wie hier der der  westliche Stil in einem anderen  Kontext, in Tijuana, auftaucht, oder das Genre Science Fiction, wie es symbolisch in die Arbeit “Graskreise um John’ s Haus” eingeschrieben ist. Deren Titel verweist wiederum auf einen privaten Entstehungskontext.

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