“New York (dpa) – Herren, die jung und dynamisch aussehen wollen, müssen sich in den USA jetzt in eher ungebügelt wirkende Hemden und Anzüge werfen: Der neue Dandy-Look kombiniert so genannte Seersucker-Anzüge aus blau-weiß gestreiften Stoffen mit knallbunten Hemden.” (Dieses Zitat ist eine grobe Übersetzung aus dem Original.)
Der neue Dandy-Look und die kosmopolitische Weltatmosphäre der künstlerischen Boheme ist nun in der Kunstpraxis mancher junger KünstlerInnen wieder deutlich zu spüren, wenn es sich dabei nicht um Fashion und Plagiat handelt. Michael S. Riedel, ein junger Deutscher, der in New York lebt, und sich den Herausforderungen der Metropole stellt, übersetzt mit eigenen graphischn anmutenden Übertragungstechniken und optischen Tricks in Endlosschleifen, etwas situationistisch, das einmal in der Kunstwelt Gewesene in etwas noch nicht Vorhandenes.
2003 hat er die um Internationalität bestrebte Schleifmühlgasse bei der Armory Show in New York nachgestellt. Bei der Moskauer Biennale 2005 erfand er Kosuths Hauptwerk “One and Three Chairs” als reale Kulisse aufs Neue. Bei Riedels Wiederaufführungen von Kunstereignisse sind Farben ausschließlich auf schwarzweiß Kontraste reduziert, wobei als Wiedergabematerial weiche Stoffe oder Leinen, zumeist nach unten fallend oder fließend fungieren.
Das Durchdringen von Kunst und Leben, von Privatsphäre und Öffentlichkeit im Sinne derjenigen, die Wert auf Stil, bewußt gelebte “Coolness” oder schattenhafte Elegie legen, bildet jene Grundlage eines Labyrinths der Kunstbetriebsreferenzen, die auch jetzt, in der bereits dritten Personale des Künstlers in Wien mit dem Titel “London Report”, mitspielen.
Auf dem Ausstellungsplakat, dem auch kontextbezogene Informationen zur aktuellen Präsentation zu entnehmen sind, sieht man in der zentralen Abbildung wie der Künstler Riedel die weiße Schaufensterpuppe von H. Zobernig mit seinem ganz in Schwarz bekleideten Körper verdeckt – eine Ästhetik, die stark an die Werke der Pop-Art (R. Hamilton) erinnert. Das was für Warhol die multifunktionale Factory war, ist für den Deutschen das Haus Nummer 16 in der Oskar-von-Miller Strasse in Frankfurt. Es taucht als Hinweismotiv in den auf den Boden gestellten lebensgroßen Abbildungen immer neu auf.
Genau aus diesem Miteinander von postpostmoderner Intertextualität, selbstdarstellerischer Interintimität, Gemeinschaftstun und marktgängigem Pop in seiner Fluxus-Variante (alles fließt, alles ist übertragbar) speist sich die Wirkungskraft der hier ausgestellten neuen kulturellen und komplexen Nischen, die im verjüngten Wien, das vom Ausstellungswesen der aufpolierten Kunstinstitutionen hoffnungslos dominiert wird, nicht mehr präsent sind.
– Goschka Gawlik