Die Gabriele Senn Galerie zeigt in Kooperation mit Charim Events zum ersten Mal die Arbeiten des jungen Künstlerduos Wermke/Leinkauf. Die Künstler beschäftigen sich mit Performance und Aktion im öffentlichen Raum. In den Ausstellungsräumen werden Videos und Installationen der beiden Künstler gezeigt.
„Ich war elf Jahre alt, als die Mauer fiel. (…) Im Osten war die Mauer grau. Eine rot-weiße Absperrung mit einem „Betreten verboten!“-Schild stand davor. Die Westseite der Mauer war im Gegensatz dazu bunt bemalt. Das war einer der ersten Unterschiede, die ich wahrnahm. (…) Ich erinnere mich an Bilder der Flucht vor dem Mauerfall. (…) Alle diese Menschen haben eine Grenze überschritten. Auch wenn ihre Fluchtversuche gescheitert sind, waren sie im Moment der Flucht wirklich frei. Ich interessiere mich in meiner Arbeit für diesen Moment.“ (Matthias Wermke)
In den letzten Jahren haben Matthias Wermke und Mischa Leinkauf zusammen an einem romantischen, bisweilen – im doppelten Sinn – untergründigen Werk gearbeitet, das den oben beschriebenen Moment der Freiheit für sich reklamiert, thematisiert und zelebriert. Die Auseinandersetzung mit den Orten, an denen sie sich bewegen, geht bei Wermke/Leinkauf weit über den performativen Akt im Stadtraum hinaus. Den Aktionen gehen, neben dem körperlichen Training, oft monatelange Recherchen in Archiven, eine genaue Beobachtung der Orte und Gespräche mit Bewohnern und Historikern voraus. Bas Jan Aders Fotoserie In Search of the Miraculous (One night in Los Angeles), von 1973, in der er das nächtliche L.A. mit einer großen Taschenlampe durchstreift, vermittelt eine ähnliche, wenn auch bildnerisch ganz anders umgesetzte Intention: das individuelle Erforschen der Randzonen der Stadt, jenseits ihrer allgemein zugänglichen Infrastrukturen und losgelöst von einer zweckorientierten Geschäftigkeit. Die von Mischa Leinkauf aufgenommenen Bilder könnte man problemlos mit Photoshop oder mit modernen Video-Editing-Programmen generieren, doch hier geht es tatsächlich noch um den altmodischen Beweis à la Roland Barthes: „Es-ist-so-gewesen“. Wermke/Leinkaufs Trophäen sind keine kapitalen Hirschgeweihe und Edelweißsträußchen, sondern die eingefangenen und gesammelten Bilder ihrer Aktionen.
Die in der Galerie gezeigte Installation Landmarks, besteht aus einem Foto, das den Flakturm im Wiener Augarten beflaggt zeigt. Das Material für diese Fahnen wurde aus verschiedenen Warnwesten zusammengeschnitten, die Wermke/Leinkauf bei vielen Realisierungen, wie an der Fotoarbeit erkennbar, verwenden.